Unsere Projekte
Die Marion von Tessin-Stiftung fördert vorrangig Projekte für ältere Menschen mit dem Schwerpunkt auf der Hilfe für an Demenz Erkrankte. Über eine Tochtergesellschaft betreibt die Stiftung das Memory Zentrum in München, eine Einrichtung zur Betreuung, Pflege und Versorgung von Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Daneben werden auch Projekte zur Teilhabe von älteren Mitmenschen am gesellschaftlichen Leben unterstützt. Die betrifft die Förderung entsprechender kulturelle Veranstaltungen in Altenheimen, Quartiers-Arbeit, das Organisieren von Ausflügen, sowie Projekte zu Bewegung und Begegnung älterer Menschen und gerade auch von an Demenz Erkrankten. Die Stiftung errichtet aktuell zudem das Oberland-Hospiz am Tegernsee.
Entdecken Sie, wie die Impulse von Marion von Tessin in unserer Gesellschaft nachhaltig wirksam werden. Es wird nur eine kleine Auswahl geförderter Projekte vorgestellt.

Zentrum für Menschen mit Gedächtnisstörungen oder Demenz-Erkrankungen
Marion von Tessin erlebte die Demenz ihrer Schwester Ingeborg, was sie motivierte, die Marion von Tessin-Stiftung zu gründen, deren gemeinnützige Tochtergesellschaft, das Marion von Tessin Memory-Zentrum (MvTZ), an drei Münchner Standorten eine Tagesklinik (20 teilstationäre Plätze), zwei Ambulanzen und zwei Tagespflegeeinrichtungen (insgesamt 65 Plätze) betreibt.
Aufgabe des MvTZ ist die Diagnostik, Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz. Das Zentrum hat sich mittlerweile zu einem der größten Versorger in der Region entwickelt, so dass es 2024 als förderfähig in die Bedarfsplanung des Freistaats Bayern aufgenommen wurde. Das Team der Tagesklinik und der Ambulanzen, geleitet von Prof. Dr. Michael Riedel, ist multiprofessionell aufgestellt und besteht aus FachärztInnen aus den Bereichen Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie sowie Allgemeinmedizin/Geriatrie, PsychologInnen und NeuropsychologInnen, SozialpädagogInnen, Musik-, Physio-, Tanz-, Ergo- und KunsttherapeutInnen. Neben der medizinischen Behandlung werden nicht-medikamentöse Therapien angeboten, etwa
- Psychotherapie,
- Sprach- und Schlucktherapie,
- Physiotherapie,
- Sturzprophylaxe,
- Ergo-, Kunst und Musiktherapie sowie
- tiergestützte Therapie.
Die Tagesklinik und Ambulanzen sind sowohl für gesetzlich als auch privat Versicherte zugänglich, und die enge Zusammenarbeit mit den weiter betreuenden ÄrztInnen gewährleistet eine umfassende Versorgung.
Was unterscheidet das MvTZ von anderen Einrichtungen?
Angeboten wird eine enge Verbindung aus spezialisierter Tagesklinik, Ambulanzen und Tagespflegen – alle maßgeschneidert für Menschen mit Demenz. Das Zentrum bietet ein speziell ausgerichtetes Angebot, das eine kontinuierliche Betreuung ermöglicht. Dies verhindert in vielen Fällen eine unnötige vollstationäre Aufnahme und schafft für Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen eine erhebliche Entlastung. Ziel ist es, die Lebensqualität der PatientInnen zu verbessern und sie auch nach dem tagesklinischen Aufenthalt langfristig zu unterstützen
Die Tagespflegen des MvTZ richten sich an Menschen mit Gedächtnisstörungen und Demenz sowie den häufig damit einhergehenden Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder anderen Verhaltensauffälligkeiten. Die Tagespflegen bieten eine strukturierte Tagesgestaltung in einer sicheren Umgebung für Demenzbetroffene, die tagsüber Unterstützung benötigen, aber (noch) zu Hause leben können. Die Einrichtungen ermöglichen eine flexible Betreuung, die sich an den individuellen Bedürfnissen der TeilnehmerInnen orientiert. Der Pflegeansatz ist ganzheitlich und stellt die Bedürfnisse der Erkrankten in den Mittelpunkt. Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten und ihre kognitiven sowie sozialen Fähigkeiten zu fördern. Gleichzeitig bieten die Einrichtungen den Angehörigen eine Entlastung und unterstützen die Balance zwischen Pflege und Lebensqualität.
Das MvTZ bietet auch Fort- und Weiterbildungen beispielsweise im Bereich der Altersmedizin und -psychotherapie sowie der Logopädie an, die sich nicht nur an ÄrztInnen und PsychologInnen, sondern auch an Betroffene und Angehörige richten.

Ein Ort für würdige Palliativversorgung:
In Bad Wiessee baut die Marion von Tessin-Stiftung das Oberland Hospiz.
Den letzten Wochen im Leben eines Menschen kommt eine besondere Bedeutung zu. Wenn die eigenen Kräfte schwinden, ist umso mehr die Umgebung gefragt. Die dann benötigte Hilfe umfasst viele Ebenen: die fachliche, spezialisierte Palliativversorgung und eine dieser entsprechende technische Ausstattung sind ebenso wichtig, wie Zuwendung und Pflege. Dazu aber auch eine Atmosphäre, die nicht an ein nüchternes Krankenhaus erinnert, sondern in der sich Menschen in ihrer letzten Lebensphase gut aufgehoben fühlen.
Die Marion von Tessin-Stiftung möchte einen Ort schaffen, an dem all dies gegeben ist. Im Herzen von Bad Wiessee, in Sichtweite des Tegernsees, entsteht das Oberland Hospiz. Mit anfangs 8, später 12 Betten wird eine Lücke in der regionalen Palliativversorgung geschlossen. Im ersten Stock findet die Adalbert und-Quirinus-Akademie Platz, die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Palliativbehandlung anbietet – ein Beitrag zur Behebung des enormen Fachkräftemangels in dieser Disziplin.
Im Laufe des Jahres 2025 wird der helle, freundliche und ansprechende Bau mit viel Naturmaterialien fertig gestellt. Das Gebäude fügt sich in die Umgebung ein. Architektonisch bemerkenswert sind ein begrüntes Flachdach, eine 40 Quadratmeter große Dachterrasse und die Gewinnung eigenen Stroms mittels einer Photovoltaikanlage. Bei aller Modernität achtet das Hospiz auch die katholische Tradition des Ortes: Die auf dem Areal befindliche denkmalgeschützte Kapelle bleibt erhalten und wird weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Anregung innen und außen: der Garten und die Innenausstattung des Seniorenheimes St. Afra
Inmitten der Augsburger Innenstadt leben 89 Senioren in historischem Ambiente. Angeboten wird eine bedarfsgerechte Betreuung für Menschen mit Demenz bis hin zur Pflegebedürftigkeit.
Benannt nach der Schutzpatronin der Stadt Augsburg entstand St. Afra zunächst als Zufluchtsstätte für alleinstehende junge Frauen und ihre Kinder. Seit 1988 ist es eine Einrichtung für ältere Menschen. Inmitten der Innenstadt Augsburg und mit direktem Blick auf den Dom gelegen, werden dort 89 Senioren betreut. Trotz der zentralen Lage gehört zum Haus ein Kräuter- und Blumengarten, der zum Betrachten einlädt und die Sinne auf verschiedene Weise anregt. Die Tessin-Stiftung hat die Gestaltung des Gartens ebenso unterstützt, wie eine zeitgemäße Ausstattung des vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) betriebenen Hauses. Neben einer umfassenden Betreuung auch schwerstkranker bettlägeriger älterer Menschen und von Menschen mit Demenz wird auch für „rüstige Senioren“ ein Kultur- und Aktivitätsprogramm angeboten. Gekocht wird täglich frisch. Der SkF betreibt auch eine umliegende Kita. Die Kinder kommen oft ins Haus St. Afra, um gemeinsam mit den Senioren z.B. zu backen. Ein gelingender Austausch der Generationen durch gemeinsame Aktivität.

Hermann Veeh spielt auf der 37-saitigen Veeh-Harfe.
Bild: Theo Hartogh, CC BY-SA 3.0
Veeh-Harfen bereichern das Leben von älteren Menschen: Alleine und in Gemeinschaft
Besonderen Mutes bedarf es, wer zum ersten Mal oder nach langer Zeit zu einem Musikinstrument greift. Gerade Senioren neigen zu der Äußerung »Das kann ich nicht (mehr).«
Hier gelang dem Landwirt Hermann Veeh (1935–2020) ein genialer Griff, in dem er eine Zither so konstruierte, dass sich das Schallloch anders als üblich auf dem Boden befindet und sich deshalb auf der planen Decke direkt unter den Saiten ein speziell gestaltetes Notenblatt befestigen lässt. Blatt und Saiten sind optisch genau aufeinander abgestimmt, so dass man die Saite über der jeweiligen Markierung zupfen kann, ohne im eigentlichen Sinne die Notensprache (samt Vorzeichen) beherrschen zu müssen.
Veeh hatte die Zither für seinen Sohn entwickelt, der am Down-Syndrom litt und dennoch gerne musizieren wollte. Inzwischen hat das Instrument, im Allgemeinen statt Zither »Veeh-Harfe« genannt, viele Anhänger bei Senioren gefunden. Man kann die Harfe alleine spielen, zusammen mit einem anderen Menschen oder auch in der Gruppe mit mehreren Personen. Die Veeh-Harfe hat sich bewährt bei Menschen mit leichter Demenz, depressiver Verstimmung, Schlaganfallfolgen und feinmotorischen Einschränkungen wie z.B. Parkinson. Selbst im Bett liegend lässt sich die Harfe gut zupfen. Ihre beruhigende Wirkung schätzen Pflegende auch in der Begleitung Sterbender, sie können die Veeh-Harfe selber spielen und sind nicht auf die Verfügbarkeit eines Musiktherapeuten angewiesen. Die Tessin-Stiftung hat die Anschaffung von Veh-Harfen für das Evangelische Dekanat Augsburg unterstützt. Die Harfen kommen in unterschiedlichen Einrichtungen zum Einsatz: Pflegeheime, Tagespflegen, Demenzwohngruppen.

Unterstützung leisten, um Eigenständigkeit auch im Alter zu bewahren.
Die Nachbarschaftshilfe Haar bietet älteren Menschen ein umfassendes Betreuungs- und Pflegeangebot.
Mit zunehmendem Alter kann ein eigenständiges Leben schwieriger werden. Trotzdem möchten die meisten Menschen gerne in einer eigenen Wohnung – wenn möglich am bisherigen Ort- bleiben. Die Nachbarschaftshilfe Haar leistet dort Unterstützung, wo sie benötigt wird:
- Für ansonsten selbständig lebende Senioren bietet das „Essen auf Rädern“ eine Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden mit einem frisch gekochten Mittagessen versorgt zu werden.
- Im Bereich „betreutes Wohnen“ bekommen die Bewohner eine Unterstützung z.B. beim Einkaufen, bei Arztbesuchen, in der Hauswirtschaft oder im Garten.
- Bei der ambulanten Pflege werden Senioren zu Hause versorgt.
- Ein wichtiger Bereich ist die Tagespflege: Hier wird eine Vielzahl an Aktivitäten angeboten. Von Bewegung über Gedächtnistraining, von Singen, Malen, Basteln bis hin zu Spielen und Gesprächsgruppen. Es wird ein Mittagessen und Nachmittags-Kaffee angeboten.
Die Angebote helfen nicht nur den Senioren, sondern auch den Angehörigen, die darüber entlastet werden. Die Tessin-Stiftung hat die Nachbarschaftshilfe für die aufsuchenden Angebote durch die Anschaffung eines Fahrzeugs unterstützt.

Versorgung in der Nacht, Begegnung am Tag.
In Allach-Untermenzing gibt es die erste Demenz-Nachtpflege in München. Zudem entsteht auf dem ehemaligen Diamalt-Areal ein großes Begegnungszentrum mit Café.
Der Verein »wohlBEDACHT« in Allach-Untermenzing macht die Nacht zum Tag. Hier eröffnete 2024, mit Unterstützung der von Tessin-Stiftung, die erste Münchner Demenz-Nachtpflege. Sie umfasst zwei große Wohnzimmer mit Küche, einen Garten mit altem Baumbestand und 12 Betten in Einzel- und Doppelzimmern. Die Gäste kommen ab 17 Uhr, die Nachtpflege endet um 9 Uhr. Unterstützung gibt es bei der Körperhygiene, beim An- und Auskleiden sowie bei der Einnahme von Medikamenten. Viele Menschen mit Demenz erleben eine Störung des natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus: Sie sind tagsüber schläfrig, während sie nachts oft einen starken Bewegungsdrang haben. Für pflegende Angehörige bedeutet dies eine zusätzliche Belastung, da auch ihr Schlaf gestört wird.
Der Besuch eines Restaurants oder kultureller Veranstaltungen wird dann zunehmend schwierig. Die Nachtpflege kann hier eine wertvolle Entlastung bieten, um mit professioneller Hilfe wieder zu einem natürlichen Rhythmus zurückzufinden. Die erfahrenen Pflegekräfte von »wohlBEDACHT« gehen flexibel auf die Bedürfnisse der Gäste ein. Schlafenszeiten sind individuell, und wer nicht zur Ruhe kommt, kann sich beschäftigen – sei es Kehren, Schuhe polieren oder Serviettenfalten, um durch diese monotonen Tätigkeiten wieder zur Müdigkeit zurückzufinden. Der Frühstückstisch wird dennoch manchmal schon um 4 Uhr gedeckt. Doch der Verein plant bereits das nächste Projekt in Allach-Untermenzing: In der denkmalgeschützten Turbinenhalle der ehemaligen Diamaltfabrik entsteht das Begegnungszentrum »Kult«. Es richtet sich an gesunde Menschen sowie früh diagnostizierte Demenzpatienten und wird neben Seminarräumen auch ein öffentlich zugängliches Café bieten. Auch dieses Vorhaben wird durch die Tessin-Stiftung unterstützt.
Die Stifterin
Marion von Tessin
Gemeinsam mit ihren Schwestern Ingeborg und Brigitte wuchs Marion von Tessin in Stuttgart auf. Mütterlicherseits entspringt die Familie dem Strom des BASF-Gründers Gustav Siegle. Marion hatte eine große künstlerische Begabung und setzte diese auf vielfältige Weise um: Sie malte und plastizierte leidenschaftlich und schrieb und illustrierte ein Kinderbuch.
Zeitlebens war Marion von Tessin ihrer Schwester Ingeborg verbunden. Die Schwestern lebten über viele Jahre gemeinsam in München. Als Ingeborg an Demenz erkrankte, erlebte Marion unmittelbar, was ein Leben mit dieser Krankheit bedeutet. Diese Erfahrung führte zur Gründung der Marion von Tessin-Stiftung.
Erfahren Sie mehr über Marion von Tessin, ihre Herkunft, ihr Leben und ihre Intentionen in unserer Stiftungs-Chronik.
